Die Gründung geschah ohne Zweifel zu dem Zweck, die Bürger zur Verteidigung ihrer Stadt für den Kriegsfall auszubil­den. Das bestätigen auch die Bestimmungen von 1624, in denen es heißt:

"Es soll aber jeder Schütze mit seinem eigenen Gewehr schießen und nicht mit mehreren, und zwar mit einem solchen Gewehr, mit dem er im Notfall unserem Landesherren im Felde zu dienen gedenkt."

Zum einen sollte die Gilde also eine Verstärkung zur Verteidigung der damaligen bedeutenden Festungsanlage in Krempe sein, zum anderen aber auch mit ihren Bestimmungen das Zusammenleben von Gildeschwestern und Gildebrüdern, der so genannten Gesellschop, regeln. Wobei die militärische Bedeutung eher eine untergeordnete Rolle spielte, in dieser Hinsicht waren die Kremper Bürger nicht besonders effektiv. Denn aus einer Harnisch-Schau des Jahres 1555 wissen wir, dass von 241 Haushalten nur 49 im Besitz irgendeiner Waffe oder eines militärischen Ausrüstungsgegenstandes waren. Die Schützenrolle weist auch daraufhin, dass in Krempe einmal jährlich nach dem Vogel geschossen wurde und dass es für das Schießen bestimmte Regeln gab. Dazu folgender Hinweis aus der Schützenrolle:

"Besonders soll jeder verpflichtet sein, sein Gewehr stehend freihändig abzufeuern. Und jeder Schütze soll bei jedem Durchgang nur mit einer Kugel schießen und keine große Ladung verwenden. Wer das nicht tut, soll eine Tonne Bier der Gilde zum Besten geben. Jeder Schütze soll nach der vom Ältermann aufgestellten Ordnung der Reihe nach und ordentlich schießen."

Im Vordergrund des Gildelebens aber standen die sozialen Kontakte zwischen den Gildebrüdern und -schwestern und de­ren gemeinsame Feste sowie deren Organe und Institutionen. Dabei haben die vor dem Jahre 1540 in Krempe bestehen­den Brüderschaften, in denen besonders frommes und soziales Tun vereinigt waren, eine beeinflussende Rolle gespielt. Über die Gemeinschaft der Gilde wurde schon damals wie auch heute der Wunsch nach Geselligkeit und Lebensfreude gesucht und gefunden.